Wer macht den Heiratsantrag: Mann oder Frau?

Klassischerweise macht der Mann seiner Liebsten einen Heiratsantrag, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein scheint. Mit der über Jahrzehnte entwickelten Gleichberechtigung stellt sich jedoch die Frage, ob der klassische Antrag noch zeitgemäß ist. Signalisieren wir nicht falsche politische Signale, wenn wir bei diesem Thema weiterhin auf die Männer bauen? Geben wir unserem Partner durch solche Verhaltensweisen eventuell zu viel Macht über uns und unser Leben? Die Gesellschaft erwartet noch immer, dass der Mann den Antrag stellt. Doch ist es tatsächlich falsch, wenn die Frauen sich diesen Moment nicht nehmen lassen möchten?

Klassische Rollenverteilung noch immer im Trend

Noch immer werden Heiratsanträge von den Männern gemacht. Ein wirkliches Interesse, die große Frage selbst zu übernehmen, besteht bei einer Mehrheit der Frauen nicht. Tatsächlich löst die Bekanntgabe, dass sie den Hochzeitsantrag gestellt hat, zumindest in konservativen Kreisen, noch immer schiefe Blicke aus. Allein der gesellschaftliche Druck sorgt für eine Hemmschwelle, den Antrag selbst in die Hand zu nehmen.

Warum trauen sich so wenig Frauen, ihm einen Antrag zu machen?

Diese große Frage zu stellen ist wohl für beide Geschlechter eine Mutprobe. Die Angst vor einer Zurückweisung und anschließenden Spannungen sorgt für ein wohlüberlegtes Handeln. Während der Mann sich seiner Aufgabe jedoch bewusst ist, fühlen wir Frauen uns oft überhaupt nicht in der Verantwortung, dieses Thema anzusprechen. Märchen, Filme und Werbespots geben uns das Gefühl, ihm diese Aufgabe überlassen zu müssen.

Doch während es den Frauen früher nicht erlaubt war den Antrag zu machen, genießen wir heute vielleicht einfach, die Verantwortung abgeben zu dürfen. Während wir im Alltag häufig mehr wie ein gut strukturiertes Unternehmen funktionieren, möchten wir auf diese romantische Geste nicht verzichten. Diese traditionellen Gesten, wie einen Blumenstrauß an Valentinstag oder die Tür aufgehalten zu bekommen, tun unserer Beziehung gut.

Zur Verlobung möchten wir uns wie eine Prinzessin fühlen. Schließlich fühlen wir uns im Alltag oft genug von der Verantwortung für Kindererziehung, Haushalt, Vollzeitjob usw. erschlagen. Doch schieben wir das Selbstmitleid mal beiseite und betrachten den Antrag weniger als Belastung und mehr als Möglichkeit unsere Zukunft selbst zu gestalten, entsteht vielleicht doch der Wunsch die Initiative zu ergreifen.

Emanzipation: Selbst ist die Frau

Nach dem Motto “Selbst ist die Frau” steigt die Tendenz der Antragstellerinnen. Eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2015 ergab, dass null Prozent der Befragten angaben, dass die Frau den Antrag machen sollte. Eine Umfrage von Statista Research Department, aus dem Jahr 2018, zeigt jedoch eine steigende Tendenz.

Weiterhin gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, dass es zu einem Heiratsantrag gehört, dass der Mann die Frau fragt. Jedoch antworteten zumindest 27 Prozent, dass die Frau dem Mann einen Antrag machen sollte. Während wir in allen Bereichen froh sind, Verantwortung übernehmen und unser Leben selbst gestalten zu dürfen, beginnen wir langsam, auch innerhalb unserer Partnerschaft umzudenken. Und wenn er nicht aus den Latschen kommt, sollten wir die Frage eben selbst in die Hand nehmen!

Anzeichen, dass Frau selbst aktiv werden sollte:

  • Sie möchten ihn mit Sicherheit heiraten und warten bereits ewig auf seinen Antrag.
  • Sie führen schon länger eine glückliche Beziehung und er scheint, einer Hochzeit nicht abgeneigt zu sein.
  • Sie haben schon öfter über eine Heirat gesprochen, Ihre Absichten jedoch nie offiziell gemacht.
  • Sie spüren den Wunsch ihm einen Antrag zu machen und wissen, dass er einem modernen Rollenwechsel gegenüber aufgeschlossen ist.
  • Gleichberechtigung: Statt entweder oder – sowohl als auch!

Anstatt sich die Frage zu stellen, ob der Mann oder die Frau den Antrag machen sollte, können Sie diese traditionelle Herangehensweise hinterfragen. Jede Beziehung funktioniert anders. Doch bei unserer modernen Lebensweise findet die Tradition des Heiratsantrags eventuell keinen Anklang mehr.

Eine offene, gleichberechtigte Beziehung bedeutet schließlich auch, die Verantwortung für gemeinsame Entscheidungen zu teilen. Führen Sie eine Beziehung, in der Sie Ihre Wünsche und Ziele offen besprechen, sollte auch die Frage nach einer Hochzeit frei angesprochen werden können. Warum nicht mit der Tradition brechen und in einem gleichberechtigten Gespräch Wünsche, Bedenken und Möglichkeiten diskutieren?

Ein modernes Paar kann seinem Umfeld dann berichten, dass sie sich gemeinsam dazu entschlossen haben, ein Leben lang füreinander da zu sein. Die gesparten Nerven und Kosten können Sie dann beispielsweise in einen hochwertigen Verlobungsring, eine romantische Verlobungsreise oder eine Verlobungsfeier investieren. Ist eine solche Beziehungsdynamik nicht ein ziemlich gutes Anzeichen für eine funktionierende Ehe?

Fazit

Jede Beziehung funktioniert unterschiedlich. Während die einen Pärchen weiterhin traditionelle Rollenverteilungen bevorzugen, ist es für andere Paare selbstverständlich, dass er die Kinder versorgt, während sie die Personalleitung eines internationalen Technik-Konzerns übernimmt. Wer in Ihrer Beziehung die große Frage stellt, entscheiden letztendlich Ihre Wünsche und Vorstellungen. Generell gibt es in vielen Beziehungen jedoch weder das Eine noch das Andere. Die Geschlechterrollen verschwimmen mit der Gleichberechtigung, wodurch die Fragestellung, wer denn nun den Heiratsantrag macht, überhaupt auftritt.

Vielleicht sollten wir uns eher die Frage stellen, ob ein Hochzeitsantrag in einer modernen Beziehung eine romantische Geste oder einen gesellschaftlichen Zwang darstellt. Somit stellt letztendlich derjenige den Antrag, der sich in seiner Beziehung dafür verantwortlich fühlt oder die Verlobung wird zu einer gemeinsamen Entscheidung.

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